Rein in die Puschen
Meier schaut nach unten. Fussel und die Socken vom Vortag liegen neben seinem Bett. Die Nase quetscht sich auf die Matratze, sein linkes Auge bleibt zugedrückt. Durch den Vorhang und an ihm vorbei sieht er bereits den Tag in seiner vollen Blüte. Die Vögelein, die zwitschern und die Kinderlein, die sind auf unzähligen Missionen durch den Innenhof und der Nachbar, der spielt Ego-Shooter und lacht herzlich, wenn er die Terroristen zerlegt hat. Es ist Feiertag.
Meier mag Feiertage, aber er versteht sie nicht. Wir, die Kinder der französischen Revolution, die säkularisierten, vernunftbegabten Denker, wir feiern die Entsendung des heiligen Geistes. Meier musste googeln, was an Pfingsten gefeiert wird, so ist das nämlich mit den Feiertagen. Rumliegen und Socken anschauen: voll super. Wissen, was man feiert und das tatsächlich befeierungswürdig finden: mäh. Aber das ganze Land ist lahmgelegt. Nicht, dass das jetzt schlecht wäre, ganz und gar nicht. Endlich Pause von Alltag und rein in die Puschen oder raus zum Griller. Endlich Schokolade zum Frühstück und ein Glas Chardonnay zum Nachmittagsbrötchen.

Auch Kekse eignen sich als Pfingst-Frühstück. Foto: meiersreisezummond.at
Und doch brächte es den Meier in die Bredouille, wenn er, sagen wir mal, einem Alien erklären müsste, warum es heute diesen Feiertag gibt. Klar, Religionsfreiheit und die Ausübung seiner Religion könnte man hier anführen, aber seien wir uns mal ehrlich: das ist doch ein wenig naiv. Wie viele Menschen feiern an Pfingsten tatsächlich die Entsendung des heiligen Geistes und wie viele feiern einfach, dass es ein Feiertag ist? Man kann das nicht generalisieren, aber Meier hat schon seine Zweifel, ob denn die Pfingst-Urlauber den Städtetrip tatsächlich nur machen, um in der noch prunkvolleren Kirche den Gottesdienst erleben zu können. Und warum jetzt christliche Feiertage staatliche sind, die anderer Religionen aber nicht, das kann man wohl nur wohlwollend mit der Geschichte Mitteleuropas erklären. Die Trennung von Kirche und Staat stößt hier an ihre Grenzen.
Es ist Abend und Meier sinniert über die Dinge. Gedanken schweifen hin und her, er ist ausgeruht. Der Feiertag war toll und wenn der heilige Geist nicht schon entsandt geworden wäre um uns diesen Tag zu schenken, er hätte tatkräftig mitgeholfen. Über christliche Feiertage kann man streiten, man kann sie blöd und bevormundend finden, der Meier aber hat den diesen genossen.